Geburtshilfe Frauenheilkd 1994; 54(3): 119-130
DOI: 10.1055/s-2007-1023567
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Orale oder transdermale Östrogensubstitutionstherapie im Klimakterium?

Oral or Transdermal Oestrogen Substitution Therapy in Menopause?B. Runnebaum, B. Salbach, T. von Holst
  • Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, Abteilung für gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Dr. med. h. c. Benno Runnebaum)
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Publication Date:
17 June 2008 (online)

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Zusammenfassung

Für die Hormonsubstitution in der Postmenopause stehen zahlreiche Hormonpräparate zur Verfügung. Ziel dieser Arbeit ist es, eine Zwischenbilanz zu ziehen: oral oder transdermal? Unterschiedliche Wirkungen, Nebenwirkungen oder Stoffwechselbeeinflussungen? Sowohl die orale als auch die transdermale Applikation zeigen eine vergleichbare Besserung der klimakterischen Beschwerden. Vaginalzytologische Unterschiede, ein unterschiedliches Blutungsverhalten, eine Gewichtszunahme oder ungünstige Blutdruckkonstellationen lassen sich für keine der beiden Applikationsformen nachweisen. Abgesehen von einer lokal bedingten Hautunverträglichkeit in 3 - 7 % der Fälle unter der transdermalen Hormonsubstitution, finden sich sowohl bei oraler als auch bei transdermaler Östrogengabe nur bei 4% der Patientinnen systemische Nebenwirkungen. Verglichen mit der transdermalen Applikation resultiert die orale Therapie neben höheren Östradiolserumspiegeln, in einem unphysiologischen Anstieg von Östron, sowie der Zunahme einiger Leberproteine, wofür die primäre Leberpassage verantwortlich gemacht wird. Daß sich die orale Hormonsubstitution kardioprotektiv auswirkt, haben zahlreiche Studien zeigen können. Auch unter der transdermalen Östradioltherapie sind positive Veränderungen besonders des Gesamtcholesterins und des atherogenen LDL-C zu erwarten. Im Gegensatz zur oralen Therapie bleiben die Triglyzeridspiegel unbeeinflußt oder fallen ab; bezüglich des HDL-C erscheinen wegen der widersprüchlichen Ergebnisse weitere Studien notwendig. Unter beiden Applikationsformen zeigen sich keine klinisch relevanten Veränderungen des Schilddrüsen-, Kohlehydrat-, Gerinnungs- bzw. Fibrinolysestoffwechsels. Auch die Prävention der postmenopausalen Osteoporose, die für die orale Therapie gesichert ist, läßt sich unter der transdermalen Hormonsubstitution nachweisen.

Abstract

There are several preparations available for hormone Substitution in the postmenopause. The aim of this paper is to give a short review on oral and transdermal hormone Substitution therapy. Are there different effects, side effects or metabolic interactions? Both the oral and the transdermal application are similar in reduction of menopausal Symptoms. Neither vaginal Cytologie differences, nor different bleeding patterns and no increase in weight or blood pressure changes can be observed with either application form. Despite a local irritation of the skin (3-7 %) with transdermal oes-tradiol, only 4 % of the patients show systemic side effects either with oral or transdermal hormone Substitution. The oral administration results in higher 17 β-oestradiol levels, higher oestrone levels and an increase in some liver proteins, possibly as a result of the first pass effect of the liver. The cardioprotective effects of oral hormone Substitution are well known. Furthermore transdermal oestradiol therapy results, also in a decrease of cholesterol and atherogenic LDL-C levels. In contrast to oral oestrogens, no effect on triglycerides or its decrease can be observed; in view of conflicting results regarding HDL-C, further studies are necessary. With both applications, there are no clinically relevant alterations in thyreoid-, carbohydrate- or blood coagulation metabolism: Even the prevention of osteoporosis in postmenopausal women, which is establish with oral hormone therapy, can also be observed with transdermal hormone Substitution.